Endlich – die Elektroplanung ist fertig

Lange Zeit haben wir gebraucht, um uns der Elektroplanung zu nähern. Und dann musste alles ganz schnell gehen, denn der Termin für die Elektroinstallation wurde uns bekannt gegeben. Wir schnappen uns die Grundrisse und machen die Elektroplanung in Eigenregie!

Eines morgens erwartet uns eine E-Mail von unserem Bauleiter im Postfach. Als Anhang erhalten wir die Detailplanung für die nächsten Schritte. Der erste Teil des Ausbaus steht bevor. Davon abgedeckt sind insbesondere die folgenden Arbeiten:

  • Putzarbeiten (Außenputz und Innenputz)
  • Elektro-Grundinstallation
  • Trockenbau
  • Estrichlegung
  • Heizung- und Sanitär-Grundinstallation
  • sowie ein Termin für’s Trockenheizen

Der Plan ist relativ stramm und lässt uns nicht mehr viel Zeit, die Bemusterung Elektro und Putz zu erledigen. Wir hatten uns ein bisschen darauf verlassen, dass wir schon “rechtzeitig” Bescheid bekommen. Auf Grund der Corona-Situation war das alles nicht so einfach und nun müssen wir eben kurzfristig aktiv werden und alles notwendige klären.

Elektroplanung für ein Einfamilienhaus

Wir haben uns noch nie mit einer Elektroplanung beschäftigen müssen. Unsere Wohnung hat bereits Steckdosen, Lichtschalter, Kabelanschluss und so weiter 🙂 Nun stehen wir also vor der großen Aufgabe, alle Positionen für Steckdosen, Lampenauslässe, Lichtschalter, Netzwerk-Dosen, Access-Point-Kabel, Rollladenschalter, Klingelknopf und Außenbeleuchtung selbst zu vergeben. Dabei muss natürlich die zukünftige Einrichtung bzw. das Nutzungsverhalten beachtet werden.

Zunächst nehmen wir unsere Grundrisse Etage für Etage zur Hand und überlegen uns, wo die Deckenauslässe für die Lampen hinkommen. Je nach Raum haben wir mehrere Auslässe geplant. Beispielsweise möchte wir über dem Essplatz im Wohn/Essbereich zwei größere Leuchten hängen, oder über unserer Kücheninsel drei.

Nachdem wir alle Räume grob geplant haben, geht es weiter mit den Lichtschaltern bzw. der Schaltung der Lampen. Wir überlegen uns, wo die Laufwege im Haus sein werden, aus welcher Terassentür wir hauptsächlich in den Garten gehen werden und ob wir im dunkeln alle wichtigen Schalter erreichen können. Wir gönnen uns insgesamt zwei zusätzliche Wechselschaltungen: eine um das Licht in offenen der Küche von zwei Stellen schalten zu können, und eine weitere im Schlafzimmer, um vom Bett aus das Licht aus machen zu können.

Es fehlen noch die Steckdosen. Wir planen zunächst überall Doppelsteckdosen ein und verteilen sie unserer Intuition nach entlang der Zimmenwände, Raum pro Raum.

All diese Positionen zeichnen wir mit Hilfe des Computers in unseren Grundriss ein und schicken es dem Elektriker. So schlecht kann unsere Zeichnung nicht gewesen sein, denn er freut sich über unsere ordentliche und verständliche Zeichnung:

Ausschnitt aus unserem Entwurf der Elektroplanung, dem wir dem Elektriker bereitgestellt haben (Erdgeschoss).
Ausschnitt aus unserem Entwurf der Elektroplanung, den wir dem Elektriker bereitgestellt haben (Erdgeschoss).

Den Überblick nicht verlieren

Hilfreich ist uns dabei eine Tabelle, in der wir jeden Raum aufführen und eintragen, wie viele Schalter, Lichtauslässe (Brennstellen) und Steckdosen wir gemäß Bauleistungsbeschreibung inklusive haben. Dann tragen wir ein, was wir stattdessen planen. Natürlich übersteigt unsere Planung die Inklusivleistung um einiges. Mit der ersten Planung kommen wir auf ein Plus von 62 Steckdosen, 3 Wechselschaltungen und 3 zusätzlichen Brennstellen.

Nachdem wir das Kostenangebot von dem Elektriker bekommen haben, den ARGE Haus uns zugeteilt hat, setzen wir noch einmal den Rotstift an und streichen einige Steckdosen, die zwar “nett” wären, aber nicht unbedingt Doppeldosen sein müssen. Zuletzt gehen wir mit unserem Plan vor Ort durch das Haus und prüfen, ob die Schalter überhaupt erreichbar und praktisch sind. So stellen wir fest, dass z.B. eine der Wechselschaltungen wenig sinnvoll ist, da der Schalter dafür hinter der geöffneten Terassentür ist, wenn man von draußen herein kommt. Sicher geht man nicht um das Türblatt herum, um das Licht anzuschalten.

Letzlich landen wir bei 46 zusätzlichen Steckdosen, 4 zusätzlichen Brennstellen und diversen Extras. Mit der Zusammenarbeit mit unserem Elektriker waren wir sehr zufrieden, er hat von sich aus mitgedacht und gute Vorschläge eingebracht. Auch war er immer offen für unsere Ideen und hat uns nur gebremst, wenn die Vorschriften in die Quere kamen.

Schalter & Steckdosen

Laut unserer Bauleistungsbeschreibung von ARGE Haus erhalten wir die Schalter & Steckdosen vom Hersteller Busch Jäger. Diese gefallen uns allerdings überhaupt nicht – wir wollen etwas eckiges. Es sind quasi die gleichen, die wir aktuell in unserer Wohnung haben. Zum Glück ist auch der Elektriker unserer Meinung: Er erklärt uns, dass sie standardmäßig Gira E2 verbauen, was aus seiner Sicht technische Vorteile hat und aus unserer Sicht auch optisch viel hochwertiger aussieht.

Da die gesamte Elektroplanung per Telefon & E-Mail ablief, haben wir uns die Schalter kurzerhand im Baumarkt “in echt” angesehen und sind sehr zufrieden mit dem Standard unseres Elektikers. Ein Mehrpreis durch den Wechsel von Busch Jäger auf Gira E2 entstand uns nicht.

Besonderheiten unserer Elektroinstallation

Rollladenzentralsteuerung

Bereits im Werkvertrag mit ARGE Haus haben wir die Installation von elektrischen Rollladen festgehalten. Wir bekommen insgesamt 23 Rollladen und dazugehörige mechanische Schalter. Da wir uns nicht jeden Abend, oder wenn man das Haus verlässt, zu jedem Fenster laufen sehen, um alle Rollladen einzeln runterzulassen, lassen wir uns ein Angebot für eine Zentralsteuerung machen. Damit ist es möglich, alle Rollladen zusätzlich mit einem einzigen Schalter ab- oder auf zu fahren. Leider müssen die Schalter dafür gegen kostspielige Steuerungen getauscht werden, denn im Standard sind simple mechanische Schalter, mit denen soetwas nicht realisiert werden kann.

Dennoch entscheiden wir uns für je eine zentrale Steuerung pro Geschoss, mit Uhr-Funktion. So können wir die Rollladen im Obergeschoss unabhängig von denen im Erdgeschoss zentral hoch oder runterfahren, oder programmiert steuern lassen – sogar abhängig von Sonnenauf- und untergang! 🙂 Wenn wir aus dem Haus gehen, drücken wir nur zwei Taster, und alle Rollladen fahren runter – praktisch, aber mit Abstand der teuerste Posten. Der größte Anteil daran sind die zusätzlichen Verkabelungen sowie die elektrischen Schalter für alle Rollladen. Der Aufpreis für zwei zentrale Schalter pro Stockwerk war demgegenüber gering. Die Idee dabei war, dass man z.B. morgens schon alle Rolläden im EG öffnen kann, auch wenn eventuell noch jemand oben schläft.

Der Hauptgrund für die elektrische Steuerung war, dass wir so die Rolläden häufiger nutzen und auch regelmäßig herunterfahren, wenn wir das Haus verlassen. Das bietet zusätzliche Sicherheit gegen Einbrüche.

Zudem kann uns die Zeitsteuerung hoffentlich helfen, die Temperatur im Haus zu regulieren, etwa indem wir im Winter nachts alle Rolläden schließen oder im Sommer mittags.

Audioverkabelung Unterputz

Unsere TV-Ecke soll mit unserer bestehenden Audio-Anlage ausgestattet werden. Da wir Fliesen im Wohnzimmer planen, ist die nachträgliche Verkabelung hinter den Wandleisten nicht möglich. Nach einem kurzen Brainstorming mit unserem Elektriker beschließen wir, Leerrohre im Boden zu den Positionen der Satelliten-Lautsprecher (die, die “hinter”/seitlich der Sitzposition sein werden) zu verlegen. Der Vorteil ist, dass diese Lautsprecher direkt an den Wänden montiert werden können und kein Kabel sichtbar ist. Wir hängen sie knapp unter die Decke. Ein langer Kabelschacht würde nicht gut aussehen.

WLAN-Accesspoints an der Decke

Damit wir überall gutes Internet (WLAN) im Haus haben, planen wir insgesamt drei Access-Point. In jedem Geschoss soll ein Gerät direkt an der Decke montiert werden. Dafür müssen Kabel vom darüberliegenden Geschoss durch die Decke bzw. den Boden geführt werden. Strom wird dabei nicht extra benötigt, denn die Geräte werden direkt per Datenkabel mit Strom versorgt.

Außerdem lassen wir alle LAN-Dosen auf Duplexkabel umrüsten. Im ARGE Haus Standard sind nur einfache Leitungen inklusive, d.h. nur ein Endgerät pro Dose. Das kann optimiert werden: wir bekommen mit dem Kabelupdate zwei Steckplätze pro Dose. Das ist deutlich günstiger als zusätzliche Dosen einbauen zu lassen.

Vorbereitung für das E-Auto

Im Moment sind wir noch mit fossiler Energie unterwegs, aber der Trend ist klar: in Zukunft werden wir vielleicht mit einem Elektroauto durch die Gegend fahren (wir fahren nur wenige Kilometer im Jahr). Zur Vorbereitung lassen wir also schon mal ein “dickes” Kabel aus dem HWR in die Garage legen. Angeschlossen wird es noch nicht, da die Ladestation ja leider vom Hersteller abhängig ist. Die entsprechende Ladesäule kann in der Zukunft aber einfach angeklemmt werden, denn wir haben dann schon eine Abzweigstelle in der Garage!

Gegensprechanlage

Wenn in Zukunft jemand am Gartentor klingelt, können wir im Haus per Freisprech mit dem “Gartentor” sprechen. Hierfür planen wir ein Innengerät im Flur und zunächst auch im Obergeschoss, welches wir aber später wieder streichen. Direkt neben der Haustür lassen wir nur eine Klingel installieren. Die Gegensprechanlage und Klingel für das (noch nicht vorhandene Gartentor) werden wir später selbst nachrüsten. Dafür sind bereits Vorbereitungen im Schaltschrank getroffen und das Kabel wird per Leerrohr aus dem Keller gelegt.

Kosten der Elektroinstallation

Der Standard von ARGE Haus enthält bereits eine gute Ausstattung und man hätte es sicherlich auch dabei belassen können. So sind z.B. bereits LAN-Dosen für alle Wohnräume enthalten. Wenn wir schon genau gewusst hätten, wie welcher Raum eingerichtet werden soll, wären wir vielleicht mit den Inklusivleistungen ausgekommen.

Die Kosten für diese Inklusivleistungen sind uns nicht bekannt, da diese im Werkvertrag nicht einzeln aufgelistet sind.

Unsere “Sonderwünsche” beliefen sich am Ende auf rund 8500€ (inkl. MwSt.). Fast die Hälfte davon macht alleine die zentrale Rolladensteuerung aus. Der andere große Posten sind die zusätzlichen Steckdosen für 2000€. Der Rest teilt sich auf die genannten Extras auf: Zusätzliche Wechselschaltungen, Lichauslässe, Duplex-LAN-Dosen, Verkabelung für Access Points, Vorbereitung für Elektroauto, Gegensprechanlage, zwei Deckenspots, Audioverkabelung…

Dazu werden aber noch weitere Kosten für Eigenleistungen kommen, denn einiges war uns im Angebot des Elektrikers zu teuer.

Eigenleistungen

Im ersten Angebot lassen wir uns die Preise für die Installation eines Netzwerkschranks nennen. Die Kosten hierfür übersteigen unsere Vorstellung jedoch um einiges, so dass wir die Leistungen selbst übernehmen. Dazu zählt z.B. das “auflegen” (anschließen) der Netzwerkkabel an ein größeres Patch-Panel, die Installation eines 19 Zoll-Racks (Netzwerkschrank) und damit verbundener Kosten.

Unser Elektriker muss uns außerdem die Installation von Rauchmeldern anbieten. Hier kann man einiges sparen. Wir werden diese selbst kaufen und anbringen.

Mit im Angebot waren auch Baustellenfassungen und passende Glühbirnen. Die Kosten dafür waren aber recht hoch, so dass wir die 26 notwendigen Fassungen selbst kaufen. Bei e-Bay bestellen wir darüber hinaus noch LED-Birnen anstatt der 60W-Halogenbirnen. Wer weiß, wie lange die provisorischen “Baustellen”-Leuchten hängen bleiben. Insgesamt liegen wir trotz LEDs bei ca. 30% der Kosten aus dem Angebot.

Den Strom für den Außenbereich verlegen wir selbst – natürlich unter Aufsicht eines befreundeten Elektrikers. Das Arbeiten an elektrischen Anlagen ist lebensgefährlich. In unserem Keller befinden sich zwei Leerrohre (für den Vorgarten und die Terasse hinten), die wir mit Kabeln zum Schaltschrank ausrüsten werden. Die Preise für die Kabel empfanden wir als recht hoch; außerdem ist die Gartenplanung nicht abgeschlossen. Die Kabel würden also als Rolle recht lang “rumliegen” und möglicherweise zu lang oder zu kurz ausfallen.

Fazit

Es gibt es unendlich viele Dinge zu beachten und wir haben sicherlich nicht alles “richtig” gemacht und bedacht. Der gesamte Prozess war überraschen aufwändig und wir haben sicher 5-6 Tage damit verbracht.  Im Moment sind wir mit unserer Leistung aber sehr zufrieden. Ob wir alle Eventualitäten bedacht haben, werden wir erst beim Wohnen merken.

Wie schwer oder leicht ist euch die Elektroplanung gefallen? Lasst uns gern eure Gedanken zum Thema Elektroinstallation als Kommentar hier.

5 Kommentare

  1. Danke, für diesen ausführlichen Artikel über die Elektroplanung. Meine Frau und ich befinden und gerade im selben Abschnitt beim Hausbau. Gute Idee, für gutes Internet in jedem Geschoss ein Access-Point an der Decke zu montieren.

  2. Ich finde euren Blog gut und hilfreich, da wir auch in der Bauphase stecken. Mit welcher Software habt ihr eure Elektroplanung umgesetzt?

    1. Hallo Yvonne,

      vielen Dank! Wir haben die Elektroplanung mit Photoshop erstellt, indem wir die verschiedenen Symbole und Linien auf unsere Ausführungsplanung übertragen haben. Es hat leider einige Zeit gedauert. So gesehen hatten wir kein spezielles Programm, das bei der Aufgabe geholfen hat. Das kann man aber sicherlich auch mit frei verfügbaren Grafikprogrammen machen.

      Ich hoffe, ihr kommt mit dem Bau gut voran!

    2. Ich habe mir auch den Kopf darüber zerbrochen, wie man die Elektroplanung am einfachsten ohne eine Zeichnerausbildung bewerkstelligen kann. Habe ein Paar Tools probiert. Am Ende habe ich alles mit Word gemacht. Das Grundriss als Screenshot einfügen und dann die benötigten Symbole und Linien dazu malen.

  3. Ich würde einfach später auf Homematic Rolladensteuerung umrüsten, statt 4k für eine zentrale Variante auszugeben. Ich habe es in unserem alten Haus für ca. 50 EUR pro Rolladen umrüsten können. Dazu kommt noch die Zentrale für ca. 120 EUR. Mit dieser kann man dann per Funk alle Rolladen einzeln oder im Verbund über Zeit oder Trigger steuern. Noch dazu binden sich die Aktoren ganz einfach in die Gira Komponenten ein. Man sieht also keinen Unterschied und kann auch immer manuell steuern.

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